Muslimische Gräber in Northeim geschändet -Keine Hinweise auf fremdenfeindlichen Hintergrund Lingener Tagespost, 1001.2020, Jana Henschen NORTHEIM Grabsteine umgestoßen, Grabschmuck zerstört und Holztafeln, auf denen die Namen der Verstorbenen stehen, herausgerissen: Täter verwüsteten das muslimische Gräberfeld auf dem Stadtfriedhof in Northeim nahe Göttingen. Ein Bürger hat die Gräberschändungen am Mittwoch morgens bei der Polizei gemeldet. Die Northeimer Polizei vermutet, dass die Verwüstungen in der Nacht zuvor angerichtet wurden. Vor Ort stellten die Beamten Beschädigungen an 13 Gräbern auf dem muslimischen Teil des Friedhofes fest. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Mit Blick auf den oder die potenziellen Täter, einem vorliegenden Motiv oder die Hintergründe zur Tat stehen die Beamten aber noch am Anfang der Ermittlungen. Es gebe bisher keine Hinweise auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund, sagte ein Polizeisprecher auf Nachfrage unserer Redaktion, sondern nur auf Zerstörung. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, verurteilt die Tat „aufs Schärfste“. Auf Twitter schreibt Mazyek: „Die Stimmung im Land ist nicht gut, sie begünstigt solche Schandtaten. Profiteure sind Extremisten – hüben wie drüben –, und Verlierer sind die Demokraten.“ Wo Pflanzen von den Gräbern zerstört oder Holztafeln mit dem Namen der Verstorbenen herausgerissen wurden, ist in einem Video zu sehen, das angeblich die Grabstellen zeigt und auf Twitter veröffentlicht wurde. Eine Frau hält die Kamera auf die Gräber und beklagt, dass sie keiner informiert habe und sie zufällig diese Schändungen sieht. Die Polizei erklärte, dass sich die Tat schneller herumgesprochen habe, als die Beamten handeln konnten. Die Polizisten haben zuerst die Friedhofsverwaltung informiert, um die Namen der Angehörigen zu den Gräbern herauszufinden, und dann die Angehörigen informiert. Die Tat in Northeim war nicht die erste dieser Art: Bereits im November 2018 hatten Unbekannte zwölf Grabsteine auf dem Friedhof mit roter Farbe besprüht, laut Polizei unter anderem mit Hakenkreuzen und „drei Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“. https://www.pressreader.com/germany/lingener-tagespost/20200110/281857235474874