Südfriedhof-Irrfahrt: Türkische Gemeinde ist frustriert - Eine Frau zerstörte mit ihrem SUV mehrere muslimische Gräber
Nürnberger Nachrichten, 17.12.2019 10:11 Uhr, Volkan Altunordu 

NÜRNBERG - Vor einigen Tagen raste eine geistig verwirrte Frau mit ihrem SUV über den Südfriedhof. Dabei beschädigte sie mehrere muslimische Gräber. Die türkische Gemeinde Nürnbergs ist frustriert - und enttäuscht von der Stadt.
Mit ihrem SUV hatte eine Frau am Donnerstag zahlreiche Gräber auf dem Südfriedhof beschädigt.

Mit ihrem SUV hatte eine Frau am Donnerstag zahlreiche Gräber auf dem Südfriedhof beschädigt. © NEWS5 / Friedrich, NEWS5

Nach der Irrfahrt einer 54-Jährigen, die (wie berichtet) mit ihrem SUV muslimische Gräber auf dem Südfriedhof beschädigt hatte, herrscht unter Nürnbergs Türken Frust. Die Türkische Gemeinde in der Metropolregion Nürnberg (TGMN) hat bei den Gräbern nicht nur Blumen niedergelegt, sondern auch mangelnde Anteilnahme beklagt.

Ahmet Can, der seit 30 Jahren in Nürnberg lebt und seinen Sohn Emir Can auf dem Südfriedhof beisetzen ließ, ist schockiert über den Vorfall. "Ich habe erst nachträglich erfahren, dass nur muslimische Gräber geschändet worden sind", sagt er und fordert: "Die Verstorbenen sollen in Frieden hier ruhen, egal welche Sprache sie gesprochen haben und welcher Religion sie angehört haben."
Stadt versäumte angemessene Reaktion

Aydin Yüksel, dessen Gattin dort bestattet ist, hat nicht nur der Vorfall zutiefst verunsichert, sondern auch die Reaktionen darauf: "Wir erwarten von den Verantwortlichen ein Statement in Richtung der türkischen Gemeinde, das alle beruhigt. Wo bleibt die Reaktion? Wo bleibt die Anteilnahme?" Dass die Täterin geistig verwirrt gewesen sein soll, besänftigt ihn nicht. "Auch wenn das so sein sollte, frage ich mich: Wie würden Medien und Politik wohl reagieren, wenn sich so etwas auf einem jüdischen Friedhof ereignet hätte?"

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Der TGMN-Vorsitzende Bülent Bayraktar beklagt schon seit längerem, dass Übergriffe gegen Türken und Muslime nicht dieselbe öffentliche Reaktion hervorrufen wie Angriffe gegen andere Gruppen. Was laut Bayraktar im aktuellen Fall besonders schlimm sei: "Der Friedhof ist ein wichtiges Zeichen der Zugehörigkeit zu einem Ort. Wir begraben unsere Verstorbenen nur in Ländern, wo wir gerne leben." Darum, so Bayraktar, hätte er – ungeachtet der Hintergründe der Tat – ein Zeichen wie einen Friedhofsbesuch des Oberbürgermeisters erwartet: "Es ist ja ein städtischer Friedhof."

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