Nach Schmierereien auf muslimischem Gräberfeld - Beschmierte muslimische Gräber: Türkische Konsulin besuchte Tatort auf Northeimer Friedhof HNA, 13.11.18 07:00, Axel Gödecke Northeim. Die Schändung des muslimischen Gräberfeldes auf dem Northeimer Stadtfriedhof in der Nacht zum Sonntag hat bundesweit Schlagzeilen gemacht. Grund genug für die türkische Generalkonsulin, Banu Malaman, am Montagmittag einen Abstecher von Hannover nach Northeim zu machen, um sich mit Vertretern der Stadt Northeim selbst ein Bild von den Farb-Schmierereien zu machen. Über 60 Personen hatten von dem Blitzbesuch der Hannoverschen Konsulatschefin Wind bekommen und warteten auf dem 2011 von der Stadt angelegten Gräberfeld, auf dem bislang 13 muslimische Verstorbene beerdigt sind. Neben Angehörigen waren auch Mitglieder der drei in Northeim ansässigen muslimischen Gemeinden – der türkischen Ditib-Gemeinde, der arabisch sunnitischen und der arabisch schiitischen Gemeinde gekommen. Die Polizei habe Spuren gesichert, verfolge mehrere Ermittlungsansätze und hoffe weiter auf Hinweise, um den oder die Täter dingfest machen zu können, berichtete Hans Walter Rusteberg, Chef der Polizeiinspektion Northeim-Osterode.Mit Farbe besprüht worden seien zwölf Grabsteine und Holzplatten sowie die steinerne Infotafel am Eingang des Gräberfelds. Neben Hakenkreuzen sei auch ein Antifa-Symbol zu finden. „Die Tat macht mich sehr traurig“, betonte die Konsulin und bedankte sich bei der Polizei für den Einsatz. Sie wisse sehr wohl, dass Northeim eigentlich eine sehr friedvolle Stadt sei, deswegen habe sie der Vorfall auch besonders bestürzt. Northeims Bürgermeister Simon Hartmann, verurteilte die Tat als abscheulich und kündigte an, dass die Stadt die Kosten für die Reinigung der Grabsteine, die auf über 1000 Euro geschätzt werden, übernehmen werde. Er regte an, in Northeim einen Raum des Dialogs zu schaffen, in der muslimische und andersgläubige Menschen regelmäßig zusammenkommen können. Stille Kundgebung Auch Bundestagsabgeordneter Roy Kühne (CDU) verurteilte die Tat. „Wir in Northeim und Umgebung sollten deutlich machen, dass wir so etwas in unserer Region nicht zulassen.“ Kühne rief für Freitag, 16. November, ab 16 Uhr zu einer stillen Trauer- und Solidaritätsbekundung am muslimischen Gräberfeld auf dem Stadtfriedhof auf. Angehörige: Feige Aktion Die Farbschmierereien auf den Grabsteinen und Holztafeln des muslimischen Gräberfelds bestürzen auch die Angehörigen der dort begrabenen Verstorbenen. „Das ist eine feige Aktion und zeugt von Respektlosigkeit gegenüber den Toten und Angehörigen“, sagte gestern zum Beispiel Fatih Özalp. Sein Onkel ist auf dem Stadtfriedhof beerdigt, und dessen Grabstein wurde ebenfalls mit roter Farbe beschmiert. Respekt, Achtung und Toleranz seien wichtige Säulen des Miteinanders. Diese würden durch eine solche Tat mit Füßen getreten, fuhr Özalp fort. Er ist Mitglied der türkischen Gemeinde (Ditib) in Northeim und verfolgte den Besuch der türkischen Konsulin. Neben türkischstämmigen Menschen sind auf dem Gräberfeld auch Verstorbene muslimischen Glaubens begraben, die zum Beispiel aus Ex-Jugoslawien oder dem Libanon nach Deutschland kamen. Etliche waren deutsche Staatsbürger. Die Polizei ermittelt nicht nur im rechtsradikalen Spektrum, sondern auch in andere Richtungen. Sie bittet weiter Zeugen, die Beobachtungen auf dem Friedhof in der Nacht zum Sonntag gemacht haben, sich zu melden. Kontakt: Polizei Northeim, Tel. 05551/70050 https://www.hna.de/lokales/northeim/northeim-ort47320/graeber-in-northeim-mit-hakenkreuzen-beschmiert-tuerkische-konsulin-besuchte-tatort-10552494.html