Aalen: Tatverdächtiger der Schändungen muslimischer Gräber auf dem Wasseralfinger Friedhof und weiterer ausländerfeindlichen Taten ermittelt Polizeipräsidium Aalen, 03.01.2018 – 14:41 Wasseralfingen: Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und der beiden christlichen Kirchen wurde im März des vergangen Jahres "ein starkes Zeichen gegen Fremdenhass" gesetzt, wie es OB Rentschler in seiner Rede anlässlich des Interkulturellen Gedenktreffens auf dem Wasseralfinger Friedhof hervorhob. Die Woche zuvor waren Grabstätten im muslimischen Gräberfeld beschädigt und Grabsteine mit Hakenkreuzen beschmiert worden. Die Grabschändungen waren der beschämende Höhepunkt einer seit Anfang Januar 2017 andauernden Serie von Schmierereien mit verbotenen Symbolen und Ausländer-Hassparolen im Raum Wasseralfingen. Ihre Betroffenheit und gegenseitige Solidarität drückten auch Imam Gökdere, von der Ditib-Moschee und die Pfarrer Quast und Golla für die evangelische und katholische Kirchengemeinde aus. Allen Rednern und Teilnehmern, aber auch der Bevölkerung wird es eine große Erleichterung sein, dass die Polizei einen Tatverdächtigen ermittelt hat. "Wir wissen natürlich um die Sensibilität des Themas fremdenfeindlicher Taten, aber auch von leider noch immer vorhandenen Denkreflexen in der Bevölkerung", beschreibt der Leitende Kriminaldirektor Reiner Möller die Besonderheit solcher Straftaten. "Solche Dinge machen ängstlich und unsicher. Angst, dass Schmierereien nur der Anfang von Schlimmerem sind und unsicher, ob der Staat solche Taten verfolgen und aufklären kann." Die Polizei vor Ort hat deshalb von Anfang an nicht nur umfangreich ermittelt, sondern auch mit großem Personalaufwand und mit Unterstützung der Inspektion für politisch motivierte Kriminalität der Kriminalpolizeidirektion Waiblingen. Die Polizei Aalen und Wasseralfingen hat zusammen mit dem Staatsschutz, wie die Inspektion in der Bevölkerung eher bekannt ist, über Monate hinweg zahlreiche Überwachungseinsätze im fraglichen Bereich durchgeführt. Mit teilweise mehrwöchigen Unterbrechungen wurden an rund 30 Tatorten Schmierereien begangen. Betroffen waren zu Beginn eher abgelegene Orte im Wald am Braunenberg, aber auch schon an privaten und auch öffentlichen Gebäuden. Beschmiert wurden beispielsweise die Braunenbergschule und die Schlossschule mit einer weithin sichtbaren Hassparole. Nach Mauern, Containern, Mülleimern und ähnlichen Gegenständen, wurden dann auch das Bezirksrathaus und ein Firmengebäude verschandelt, bevor die Serie Mitte Mai plötzlich und scheinbar endgültig abbrach. Im November tauchten dann wieder Schmierereien auf, die von der Art her den Schluss zuließen, dass es sich um denselben Täter handeln müsste. Zunächst betroffen waren die Kappelbergschule und die Glückaufhalle in Hofen und Ende Dezember dann eine Stützmauer vor dem gerade neu eröffneten IHK-Bildungszentrum in der Blezingerstraße. Ende Dezember gab es dann den Durchbruch bei den Ermittlungen. Es konnte ein deutscher Tatverdächtiger aus dem Raum Aalen ermittelt werden. Der junge Mann räumte bei seiner Vernehmung ein, sowohl für die Schmierereien wie auch für die Grabschändungen verantwortlich zu sein. Gegen den Tatverdächtigen wird nun durch Polizei und Staatsanwaltschaft unter anderem wegen des Verdachts der Störung der Totenruhe und Volksverhetzung, wegen Sachbeschädigung sowie wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt. "Aufgrund der spürbaren Unruhe hauptsächlich in der türkischen und türkisch-stämmigen Bevölkerung ist mir nicht nur der Ermittlungserfolg wichtig. Weil auch der türkische Generalkonsul in einem Schreiben an das Polizeipräsidium Aalen seine Besorgnis und Betroffenheit zum Ausdruck brachte, ist es mir auch wichtig zu betonen, dass wir uns sicher sind, es mit einem Einzeltäter zu tun zu haben," beschreibt Reiner Möller die Bedeutung des Ermittlungserfolges nicht nur für die Polizei. "Ich bin meinen Kollegen dankbar, dass sie so einen langen Atem hatten. Schmierereien als Nacht- und Nebeltaten sind naturgemäß schwer aufzuklären. Da sind wir dann auch dankbar, wenn uns entsprechendes Vertrauen geschenkt wird, das wir hiermit gerne zurückgezahlt haben." Rückfragen bitte an: Polizeipräsidium Aalen Öffentlichkeitsarbeit Telefon: 07361 580-107 E-Mail: aalen.pp.stab.oe@polizei.bwl.de http://www.polizei-bw.de/ https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/110969/3830268