Hamburg: Unbekannte verwüsten zwei Kirchen und Friedhof Mopo, 02.11.2008, 18:09, André Zand-Vakili Die Täter zerrissen Gesangsbücher, verschütteten Messwein und trampelten auf Kreuzen herum – gleich zwei Kirchen im Hamburger Stadtteil Poppenbüttel sind Opfer einer wahren Zerstörungsorgie geworden. Einen politischen Hintergrund hält die Polizei für unwahrscheinlich – anders als bei der Gräberschändung in Öjendorf. Erschütterung bei den Gemeindemitgliedern der evangelisch-lutherischen Simon-Petrus-Kirche: Das Gotteshaus in Poppenbüttel ist am Wochenende verwüstet worden. Bislang unbekannte Täter haben in dem Gebäude an der Harksheider Straße eine wahre Zerstörungsorgie veranstaltet. Dabei beschädigten sie gezielt christliche Symbole. Auch die Marktkirche in der Nähe wurde verwüstet. Dort warfen Unbekannte Scheiben ein. Die Polizei geht davon aus, dass es sich um dieselben Täter handeln könnte. Der Küster hatte am Sonntagmorgen die Verwüstungen in der Simon-Petrus-Kirche entdeckt. Die Zerstörungen waren so stark, dass der Gottesdienst ausfallen musste. Für die rund 30 Gläubigen, die gekommen waren, hielt Pastorin Susanne Reiche eine Notandacht unter freiem Himmel ab. „Die Gemeindemitglieder sind verstört und tief betroffen“, sagt Angelika Rosenfeld, Vorsitzende vom Förderverein Simon-Petrus. „Es wurde sehr viel kaputt gemacht.“ So zerrissen die Täter Gesangsbücher. Messwein wurde verschüttet, das Taufbecken beschädigt. Kreuze und Kerzenhalter warfen die Unbekannten auf den Boden und trampelten darauf herum. Bibeln und Paramente, zu denen alle kirchlichen Textilien wie Altartücher gehören, schleppten die Täter nach draußen und warfen sie in einen Schacht. Dann versuchten sie, Gegenstände anzuzünden. Auch die große Orgel wurde geöffnet und die Technik beschädigt. Täter haben sich vermutlich ausgekannt Außerdem zerschnitten die Randalierer ein Bild des Rahlstedter Künstlers Carlo Kriete. Das Gemälde des Malers, dessen Werke auch in der Kunsthalle hängen, war eine Leihgabe. Dafür ließen die Täter eine Musikanlage unbeschädigt stehen. Auch die Kollekte rührten sie nicht an. Pastorin Reiche geht davon aus, dass die Täter sich auskannten. Wie hoch die Schäden sind, ist unklar. „Wir haben zumindest ein gewisses finanzielles Polster, damit die gröbsten Schäden beseitigt und zerstörte Sachen ersetzt werden können“, sagt Rosenfeld. Die Polizei stellte fest, dass die Täter ein Kellerfenster aufgebrochen hatten und so in die Kirche gelangt sein müssen. „Das zuständige Polizeikommissariat hat die Ermittlungen übernommen“, sagt Hauptkommissar Ralf Kunz. Auch wegen der zerstörten Scheiben an der Marktkirche wird von der örtlichen Kriminalpolizei ermittelt. Von einer politisch motivierten Tat gehen die Ermittler laut Kunz im Moment nicht aus. Dafür gebe es keine Hinweise. Grabsteine umgeworfen und beschmiert Anders liegt der Fall bei Grabschändungen am Wochenende auf dem Öjendorfer Friedhof. Auf dem muslimischen Teil des Gräberfeldes wurden 17 Grabsteine umgeworfen oder mit Davidsternen und religiös beleidigenden Parolen beschmiert. Darüber hinaus spannten die Täter über mehrere Grabsteine ein Leinentuch, auf das ein großes Hakenkreuz gemalt war. Die Tat war am Sonnabendvormittag entdeckt worden. Die Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamtes hat die Ermittlungen übernommen. „Die Art und Weise der Tat ist bislang einmalig“, sagt Kunz. Nach Einschätzung der Polizei wurden die Grabschändungen durch „Wirrköpfe“ verübt. Kunz: „Die Ermittler gehen davon aus, dass diese antisemitische und fremdenfeindliche Tat ohne politisches Hintergrundwissen verübt wurde.“ Die Friedhofsverwaltung hat sofort alle Schäden beseitigen lassen. Einen Zusammenhang mit den Kirchenschändungen in Poppenbüttel sieht die Polizei nicht. Zu allen Fällen sucht sie Zeugen. Sie werden gebeten, sich unter 428656789 zu melden. https://www.morgenpost.de/vermischtes/article103549068/Unbekannte-verwuesten-zwei-Kirchen-und-Friedhof.html