Steiermark - „Bekennerbrief" zu Grabschändungen Der Standard, Printausgabe, 15.2.2008, online: 27.2.2008. Colette M. Schmidt Grazer Polizei prüft Schreiben der "Aktionsgruppe für ein moslemfreies Graz" Graz – Die Polizei muss nun neue Hinweise in Verbindung mit der Schändung aller Gräber im muslimischen Teil des Grazer Zentralfriedhofs und der Drohbriefe gegen Soleiman Ali, den Präsidenten der Ägyptischen Gemeinde in Österreich und SPÖ-Funktionär, untersuchen. Am Donnerstag ging in den Redaktionen einiger steirischer Medien ein „Bekennerschreiben“ ein, in dem anonyme Verfasser die Gräberschändung, das Drohschreiben und die Manipulation an den Autoreifen der Nachbarn Alis als Werk der „Aktionsgruppe für ein moslemfreies Graz“ bezeichnet. Wörtlich werden die drei Vorfälle in dem Schreiben als „Drohbrief – Kommando Kurt Welser, Einebnung Moslem Friedhof – Kommando Sepp Kerschbaumer, Radmuttern Attentat – Kommando Luis Amplatz“ bezeichnet. Welser, Kerschbaumer und Amplatz waren in den 50er- und 60er-Jahren Südtirolaktivisten beziehungsweise sogenannte Freiheitskämpfer, die den Anschluss Südtirols an Österreich gewaltsam erzwingen wollten. Die Ermittler konzentrieren sich nun auf die Analyse der Spuren– sofern vorhanden – auf den Briefen, die alle per Post aufgegeben wurden. Alexander Gaisch, der Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, erklärt im Gespräch mit dem Standard: „Wir müssen nun kriminaltechnisch alles von Experten vergleichen lassen, auch mit den Serien von Briefen aus den vergangenen Jahren“. Diese weisen nämlich – wie berichtet – äußerlich und in der Machart Ähnlichkeiten auf, auch Nazisymbole wie Odalrunen wurden verwendet. Für die Polizei stehe nach wie vor weder ein Zusammenhang zwischen den Ereignissen, noch ein rechtsradikaler Hintergrund zwingend fest. „Das kann auch eine bewusste Irreführung sein, es kann alles bedeuten“, sagt Gaisch. Personenschutz für Ali gebe es nach wie vor nicht, aber man habe ihn von den neuen Entwicklungen in Kenntnis gesetzt. Nachdem derartige Briefe seit Jahren verschickt werden, sehe man aktuell keinen Anlass für Personenschutz. Die Briefe, deren Inhalt „großteils menschenverachtend“ ist, ergingen in den vergangenen Jahren unter anderem an politische Parteien und karitative Einrichtungen. https://www.derstandard.at/story/3225974/bekennerbrief-zu-grabschaendungen