C h r o n i k

Falls nicht anders angegeben, stammen die Angaben aus der Chronik des Stadtarchivs Göttingens.

Meilensteine: 1946
Wiederaufbau in Köln und Göttingen
Die Gothaer Feuer Versicherungsbank a.G siedelt 1946 nach Köln in das provisorisch wiederhergestellte Direktionsgebäude am Kaiser-Wilhelm-Ring um. In Göttingen werden derweil von der kleinen Geschäftsstelle am Theaterplatz 6 aus die Beitragszahlungen zur Lebensversicherung wieder in Gang gebracht und Verbindung zum Außendienst in den anderen westlichen Besatzungszonen aufgenommen. 1946 wird Göttingen zum Hauptverwaltungssitz der Lebensversicherung. Im vierten Stock des Karstadt-Hauses in der Gronerstraße liegen die neuen Geschäftsräume, bis es 1950 in die Lüttich-Kaserne geht.
Für die Gothaer Allgemeine bietet Göttingen allerdings nicht genug Platz. Daher weicht diese zunächst ins rund 40 Kilometer entfernte Einbeck sowie nach Erlangen aus. Erst 1950 kommt auch die Allgemeine nach Göttingen.
:: gothaer.de

29. März 1946
Heute wurden hier die Gothaer Lebens-Versicherung a. G. und ihre Schwesterbank, die Gothaer Allgemeine Versicherung a. G., handelsgerichtlich eingetragen. Beide Banken haben ihren Hauptsitz von Gotha nach Göttingen verlegt und eine Göttinger Außenstelle bereits am 1. August 1945 eingerichtet.

3. Januar 1949
Heute wurde eine weitere Linie des städtischen Kraftomnibusverkehrs in Betrieb genommen, die zunächst in halbstündlicher Folge vom Bahnhof über Auditorium und Markt zur Lüttich-Kaserne in der Geismar Landstraße fährt. Damit ist diese während des Krieges eingestellte Verbindung wieder hergestellt. Der städtische Kraftomnibusverkehr besteht nunmehr aus 5 Linien.

1. April 1950
Im Gebäude der Felix-Klein-Oberschule und dem früheren Wirtschaftsgebäude der ehemaligen Lüttich-Kaserne sind zwei neue Volksschulsysteme eingerichtet worden. Im Zusammenhang damit erfuhr die Einteilung der Göttinger Schulbezirke eine Neuordnung, durch die vor allem die bisher überbelegte Albani- und Herbart Schule um je rund 400 Kinder entlastet werden. Außerdem ist der Bau einer Volksschule im Nordviertel beschlossen worden, die Pläne werden derzeitig im Stadtbauamt bearbeitet.
:: Stadtarchiv Stadtbauamt Abteilung II Fach 49 Nr. 1 - 9

Meilensteine: 1951
Bauen, bauen, bauen: Neue Verwaltungsgebäude in Köln und Göttingen Die Gothaer braucht mehr Platz: Der Neubau der Gothaer Feuer am Kölner Kaiser-Wilhelm Ring wird 1951 fertiggestellt. 1953 schließt sich ein erster Erweiterungsbau an, weitere folgen. 1970 bietet der Kaiser-Wilhelm-Ring der Gothaer 10.000 m² Bürofläche, 1988 sind es 21.400 m². Zusätzliche Bürofläche gibt es seit 1986 im Verwaltungsgebäude an der Inneren Kanalstraße, in dem unter anderem die EDV untergebracht ist. In Göttingen baut die Gothaer Lebensversicherung ab 1955 die Lüttich-Kaserne entlang der Geismar Landstraße um, der Haupteingang liegt am neu getauften Gothaer Platz. 1963 kauft die Gothaer eine angrenzende Kaserne und errichtet ein acht Etagen hohes Gebäude, in das die Gothaer Allgemeine zieht. Ein weiteres Bürohaus entsteht zwischen 1973 und 1975: Hier bringen Mutter- und Tochtergesellschaft das gemeinsame Rechenzentrum unter und schaffen Büroraum für weiteres Wachstum. Ab 1988 wird auch dies zu eng. Deshalb wird auf dem angrenzenden Gelände ein Neubau mit Grün- und Teichanlage errichtet: die neue Hauptverwaltung der Gothaer Leben.
:: gothaer.de

9. Juli 1952
Die seit 1946 in Göttingen ansässige, am 9. Juli 1827 zu Gotha durch Ernst Wilhelm Arnoldi gegründete älteste deutsche Lebensversicherungsanstalt, die "Gothaer Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit" beging ihr 125 jähriges Bestehen festlich. Der von ihren Gebäuden in der Geismar-Landstraße eingenommene Raum erhielt aus diesem Anlaß den Namen "Gothaer Platz".

1. November 1952
Dem Vorstandsmitglied der Gothaer Allgemeinen Versicherung auf Gegenseitigkeit in Göttingen, Kurt Jannott, verlieh die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät der Georgia Augusta die Würde eines Dr. jur. honoris causa.

* April 1955
Verkauf des Areals der Lüttich-Kaserne (14.663qm) für 1.041.800,-- DM :: Deutscher Bundestag, Drucksache 2/1343 (15.4.55)

25. April 1957
Das vom Rate beschlossene vierte Göttinger Gymnasium begann heute mit 6 Klassen seine Tätigkeit. Bis zur Fertigstellung eines eigenen Gebäudes werden die Räume der in die neue Südschule übergesiedelten VII. Volksschule in der sogenannten "Weißen Schule" am Gothaer Platz benutzt.

8. Juli 1957
Der Umbau der Häuser der beiden Gothaer Versicherungsbanken am Gothaer Platz ist beendet. Durch Aufstockung, inneren Ausbau, Veränderung der Fenster wurde aus der häßlichen einstigen Lüttich-Kaserne ein modernes Verwaltungsgebäude von guter architektonischer Gestaltung.

14. Juni 1958
Schlüsselübergabe des neuen Gebäudes der Zweigstelle II der Städtischen Sparkasse, Groner-Tor-Straße 32a. Der von Dipl.-Ing. Schulze-Holzweißig errichtete Bau dient in den vier oberen Stockwerken einer großen Anzahl von Firmen als Bürohaus. Auch befindet sich dort die Evangelische Bibliotheksschule.

28. Juni 1958
Vor den Verwaltungsgebäuden der Gothaer Versicherungsbanken am Gothaer Platz Enthüllung einer von Prof. Hoene-München geschaffenen Büste des Gründers der Gothaer Lebensversicherung, Ernst Wilhelm Arnoldi.

14. Juni 1960
Auf dem Hainberg hat die Gothaer Lebensversicherung gemeinsam mit dem Göttinger Verschönerungsverein eine große Anzahl neuer Ruhebänke gestiftet, die zur Erinnerung an die thüringische Heimat sämtlich Namen thüringischer Städte tragen.

15. November 1963
Generaldirektor Dr. jur. Gerhard Frels von der Gothaer Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit in Göttingen für Verdienste um Recht und allgemeines Wohl mit der Johann Stephan Pütter-Medaille der Juristischen Fakultät der Universität ausgezeichnet.

28. September 1964
Generaldirektor Dr. Frels, Vorsitzender des Vorstandes der Gothaer Lebensversicherung a.G., zum Ehrenmitglied der Bürgerschützengesellschaft ernannt.

4. Dezember 1964
Richtfest des achtstöckigen Erweiterungsbaues der Gothaer Versicherungen am Gothaer Platz.

28. - 29. April 1966
Außendienst-Tagung der Gothaer Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit und der Gothaer Allgemeinen Versicherung, Aktien-GeselIschaft.

31. Dezember 1967
Bei den beiden Gothaer Versicherungen traten die leitenden Beamten in den Ruhestand: Dr. Gerhard Frels, Generaldirektor der Gothaer Lebensversicherung a. G. und Vorsitzender deren Aufsichtsrates sowie stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Gothaer Allgemeinen Versicherung A. G., desgleichen deren Aufsichtsrats-Vorsitzender Direktor Dr. Julius Winter.

18. Februar 1971
Generaldirektor i. R. der Gothaer Lebensversicherung AG und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Gothaer Allgemeinen Versicherung AG Dr. jur. Hans Ullrich im 82. Lebensjahr verstorben.

29. März 1971
Feier des Tages, an dem vor 25 Jahren die Gothaer Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit und die Gothaer Allgemeine Versicherung AG ihren Standort nach Göttingen verlegten.

1972 - Abriss der Wörth-Kaserne beschlossen
Wörth-Kaserne. Erbaut 1879/82, abgerissen März 1973.
Am 7. Dezember 1972 beschloss die Stadtverwaltung, die Wörth-Kaserne in der Geismar Landstraße, das ehemalige Quartier des Infanterieregiments 82, abzureißen. Damit verschwand ein markantes Zeugnis nicht nur der Militärgeschichte Göttingens, sondern auch seiner Kultur- und Bevölkerungsentwicklung nach 1945.
Nach Kriegsende hatten Tausende von Menschen im unversehrten Göttingen einen ersten, oft nur vorübergehenden Unterschlupf gefunden. Juden, die den Völkermord überlebt hatten, sammelten sich hier ebenso, wie befreite Zwangsarbeiter, entlassene Kriegsgefangene und andere entwurzelte Menschen vor allem aus Osteuropa. Viele dieser "displaced persons" (DP´s) wurden in der Wörth-Kaserne untergebracht, wo auch eine orthodoxe Kirche eingerichtet worden war. Bis Ende der fünfziger Jahre hatten die meisten DP´s – häufig mit dem Ziel Amerika – Göttingen wieder verlassen.
Zu dieser Zeit, auf dem Höhepunkt des deutschen "Wirtschaftswunders", setzte eine zweite Wanderungsbewegung nach Göttingen ein: Als Arbeitskräfte angeworbene "Gastarbeiter" zunächst aus Südeuropa, dann vor allem aus der Türkei ließen sich nieder und brachten selbstverständlich ihre Kultur und ihren Glauben mit. Ende der achtziger Jahre schließlich kam es mit dem Zusammenbruch des Ostblocks zu einer erneuten Bevölkerungsverschiebung. Neben Menschen deutscher Abstammung verließen viele Juden die Sowjetunion, um unter anderem in Göttingen eine neue Heimat zu suchen. 1994 konnte die jüdische Gemeinde, die rechtlich nie aufgehört hatte zu bestehen, wiederbegründet werden und entfaltete ein reges Gemeindeleben. Die Wörth-Kaserne, in der zum Schluss Mietschuldner und andere Verlierer des "Wirtschaftswunders" gewohnt hatten, war zu diesem Zeitpunkt bereits verschwunden. An ihrer Stelle erhebt sich heute das Altenzentrum Saathoffplatz.

23. April 1974
Die Gothaer Allgemeine Versicherung, seit 1945 mit Sitz in Göttingen, Tochtergesellschaft der vor 127 Jahren in Gotha (Thüringen) gegründeten ältesten deutschen Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit, begeht ihr 50jähriges Jubiläum.

7. Juli 1977
Im Rahmen der Festlichkeiten für das 150jährige Jubiläum der Gothaer Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit findet in der Stadthalle eine Podiumsdiskussion über das Thema: "Solidarität und Eigenverantwortung in der modernen Gesellschaft" statt, zu der folgende Herren geladen sind: Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung Dr. Herbert Ehrenberg (SPD), Prof. Dr. Kurt Biedenkopf (CDU), Dr. Otto Graf Lambsdorff (F.D.P.), Prof. Dr. Georg Heubeck, Prof. Dr. Wilhelm Seuss, Prof. Dr. Carl Friedrich Freiherr von Weizsäcker, als Moderator Chefredakteur des "Manager-Magazin" Leo Brawand.

19. August 1977
Handelslehranstalten am Friedländer Weg in "Arnoldi-Schule-Berufsbildende Schule Göttingen I" umbenannt. Der Kaufmann Ernst Wilhelm Arnoldi (1778-1841), Gründer der Gothaer Versicherungen, entwickelte eine berufspädagogische Konzeption für eine duale kaufmännische Ausbildung, wie sie der früheren Handelslehranstalt zugrunde liegt.

14. Dezember 1978
Im Rahmen einer Feierstunde, an der u.a. Landtagspräsident Heinz Müller, der Präsident der Georg-August-Universität, Prof. Dr. Wolfgang Knigge, und Oberbürgermeister Artur Levi teilnehmen, wird der Generaldirektor der Gothaer Versicherungen, Dr. Hans Samwer, in den Ruhestand verabschiedet. Sein Nachfolger wird ab 1.1.1979 Generaldirektor Harry Bartsch.

24. September 1979
Dr. Hans Samwer, der frühere Generaldirektor der Gothaer Versicherungen, erhält von Ministerpräsident Dr. Ernst Albrecht, überreicht durch Wirtschaftsministerin Birgit Breuel, das Große Verdienstkreuz des Niedersächsischen Verdienstordens für seine wirtschaftlichen Verdienste über die Landesgrenzen hinaus.

25. Juni 1981
Fünf Schüler der Berufsbildenden Schule, die sich durch Leistung, Geisteshaltung und Gemeinschaftssinn besonders ausgezeichnet haben, wird der Arnoldi-Preis verliehen. Überreicht wird der 1977 gestiftete jährliche Preis vom Direktor der "Gothaer Lebensversicherung a.G.".

15. - 22. Juni 1982
Das Theodor-Heuss-Gymnasium (heute Grotefendstraße), das in den Räumen der Kaserne am Gothaer Platz gegründet wurde, veranstaltet anläßlich seines 25jährigen Bestehens eine Festwoche.

2. Mai 1988
Das Verdienstkreuz erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht Minister Walter Hirche im Namen des Bundespräsidenten dem Generaldirektor der Gothaer Versicherungen Harry Bartsch.

1. Oktober 1988
Der Vorstandsvorsitzende der Gothaer Versicherungen, Generaldirektor Harry Bartsch, tritt in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird Dr. Wolfgang Peiner (44 J.).

FREIES VERLAGSHAUS
Göttingen, 2020